Als der französische König Ludwig XIV. im Jahre 1685 das Edikt von Nantes aufhob und die Ausübung des protestantisch-reformierten Glaubens verboten wurde, flohen über 200.000 Hugenotten in das Ausland. Durch die landgräfliche Verwaltung von Hessen-Cassel wurden 118 Siedler aus der Stadt Die und dem Drômetal am 4. Juni 1688 in der Wüstung Hammonshausen offiziell angesiedelt
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Blick auf Die und das Drômetal.
In Kreuzform angelegt wurden links und rechts eines 24 m breiten Angers jeweils 9 gleich große Portionen (22 m x 108 m). Jeweils in der Mitte wurde auf der rechten Seite die Portion für die Kirche und auf der linken Seite die Portion für die Schule ausgewiesen.
In den ersten entbehrungsreichen Jahren wohnten die Siedlerinnen und Siedler in einfachen Holzhütten und versuchten das Land urbar zu machen. 1700 erhielt die Siedlung den Namen "Louisendorf" nach der 1688 geborenen Tochter Louise des Landgrafen Carl von Hessen-Cassel. 1702 wurde die Kirche eingeweiht.
Die Lage abseits von Durchgangsstraßen und die schwierigen landwirtschaftlichen Bedingungen verhinderten größeres Wachstum. Der Ort behielt den Charakter einer französischen Kolonie bis Mitte des 20. Jahrhunderts - und auch die französische Sprache hielt sich lange: bis 1850 wurde in der Schule in der französischen Sprache unterrichtet, bis 1869 wurden die Kirchenpredigten französisch gelesen. Auch im Alltag wurde bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in einigen Familien noch Altfranzösisch gesprochen.
Familiennamen französischen Ursprungs gibt es heute noch in Louisendorf. Sichtbar ist die französische Sprache noch in drei Balkeninschriften an Scheunen.
Scheunengebäude Haus Nr. 18 / früher Nr. 4 (Portion 7)
DANIEL LE ROI GREBEN ET CLAUDINE BONTOUX SA FEMME ONT FAIT BATIR CETTE GRANGE LE XXV JUIN 1722 / BENIT QUE LE FRUIT DE LA TERRE ET LE FRUIT DE TON BETAIL LA PORTIERE DE TES VACHES ET LES BREBIS DE TON AOUT EAU ET DEUIL XXVIII 4.
Daniel le Roi Greben (Bürgermeister) und Claudine Bontoux, seine Frau, haben diese Scheune gebaut den 25. Juni 1722. / Gesegnet sei die Frucht der Erde und die Frucht Deines Viehs. Der Ertrag Deiner Kühe und die Schafe Deiner Herde...28.4" (Entzifferung und Übersetzung nach Hildegard Cronjaeger)
Balkeninschrift Hauptstraße 8
ON A BEAU SA MAISON BATIR SI LE SEIGNEUR N'Y MET SA MAIN ON NE PEUT QUE BATIR EN VAINI (ET QUAND?) LES VILLES QU... EN VAIN... VEILLANT DIEU PROSPERA (JEANÊ?) BASTET ET (UXORÊ?)E... ONT BATI...
In der deutschen Übersetzung wird ein Psalmtext (1271) deutlich: Wo der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten die, die daran bauen umsonst.
Wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. (Jean?) Bastet und (Frau?)... haben gebaut... (Entzifferung und Übersetzung nach Hildegard Cronjaeger)
Balkeninschrift Hauptstraße 4
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